Neben dem ( hoffentlich wahrnehmbaren Spielspaß ), gibt es verschiedene Aspekte, die den Krach, den BuDuClan produziert sinnfällig machen :
Die Idee der „Freien Musik“,
das konzeptuelle „von der eigenen Inspiration lernen“ ,
das ( musikgeschichtlich betrachtet ) „Free Jazz- Rückwärts“,
doch der Reihe nach . . . . .
„Freie Musik“
BuDuClan achtet jedes kleinste Geräusch und lässt es Teil der Musik werden, wenn es den Prozess des musikalischen Geschehens fördert, verhält sich aber musikalischen Stilen gegenüber vollkommen respektlos – warum ?
Wenn die Musik die universelle Sprache der Seele ist, dann folgt sie genauso wenig irgendeiner Syntax wie die Liebe, wenn sie denn frei und wahr ist.
Alle Kunst hat nur dann einen Wert, wenn sie gehört und „verstanden“ wird.
Das „Gebrabbel“ eines Künstlers, ist solange belanglos, solang es ihm nicht gelingt, über sein persönliches Erleben hinaus etwas von allgemeinem Belang auszudrücken, das dann grundsätzlich „resonanzfähig“ ist.
Ob sich diese Resonanz dann auch einstellt, ist anhängig von der Resonanzbereitschaft und der Resonanzfähigkeit der Zuhörer.
Die Resonanzfähigkeit setzt ein unverbildetes Erleben voraus, das vor allem Kinder, die noch den Schutz der Naivität geniessen, haben. Punkfans sortieren alles aus, was nicht Punk ist, Schlagerfans rümpfen bei Punk die Nase . . .
Unser Leben in dieser Vorkonfektionierten „Schachtelwelt“ lässt uns zwar die Wahl, nimmt uns aber die Freiheit des unmittelbaren Erlebens, wenn wir es zulassen.
Die Resonanzbereitschaft berührt tiefer gehende Prozesse.
Die Abwehr unangenehmer Gefühle ( Verdrängung, Kompensation usw. ) gehört zum normalen Lebensmanagement. Wo aber unangenehme Gefühle nicht mehr auf Ursachen hinterfragt und die dahinter stehende Energie nicht mehr wahrgenommen wird, sondern reflexartige Abwehr stattfindet, muss diese Strategie als entwicklungshemmend bezeichnet werden.
Warum also sollte man sich dieses unerträgliche Cog in the machinerie anhören, wenn es doch das gerade erfolgreich verdrängte Unbehagen sich als Zahnrad in einer gnadenlosen Produktions,- und Konsummaschiene zu fühlen zum Ausdruck bringt..?
Hier scheiden sich die Geister.
Hier geht es um Emanzipation von diesem „verordnetem Wahnsinn“ !
Die Chance mit dem Dargebotenem in Resonanz zu gehen, ist stärkende und gemeinschaftliche Selbstbehauptung !
Um diese Resonanz geht es BuDuClan !
Alle Anderen mögen weiter fragen „Crisis . .? What crisis ? ( Titel einer PinkFloyd-LP )
„Von der eigenen Inspiration lernen“
Die normale Musikproduktion folgt den innermusikalischen Gesetzen ( Harmonie-lehre, Kompositionslehre…und stilistischen Festlegungen etc) und den Gesetzen des Musikmarktes ( „I gonna land a hit, then quit this crazy scene“ – Jony Mitchell ) und orientiert sich damit an einem Qualitätsbegriff ( Kunst ist „Können“ ) und antizipiert kritiklos die Marktgesetze. . .und beraubt sich dadurch selbst des ungeheuren Potentials.
Dem witternden Tier in freier Wildbahn, sind Schilder so egal, wie BuDuClan die Tonart. Hier darf ein vollkommen zerstückelter Loop, der sich anhört wie eine „kranke Maschine“ : Beautiful noise ( mechanic humans / ill machines ) zum Ausdrucksträger werden. . .
Lieber inspiriert Gefuscht, als langweilige Re-Inszenierung !
Hier könnte man denken, der Zuhörer sei BuDuClan egal . . . weit gefehlt !
Dem Zuhörer soll etwas viel Kostbareres geboten werden als eine professionelle, fehlerlose Show eingeübter Affekte, nämlich die Teilhabe am kreativen Prozess in Echtzeit – mit allen Risiken und Nebenwirkungen, die ein solches Unterfangen birgt – wie das Leben selbst . . .
Die Nachbearbeitung aus der die so genannten „Cuts“ entstehen, beschränkt sich auf das Kürzen von Überlängen, heraus schneiden grober Spielfehler und die klangtechnische Aufbereitung / Mastering, achtet aber das entstandene Material uneingeschränkt. Nichts wird hinzugefügt oder verändert.
Dieses „Nacherleben“ gibt den Blick frei auf die Entstehensbedingungen, wodurch das Bewusstsein für kommende Produktionen weiter geschärft wird. . .
Free Jazz “Rückwärts”
Die grosse Befeiung“ der Musik durch den Free Jazz in den 1960er Jahren, ließ den Grundbeat, die gewohnte Funktionsharmonie und die Tonalität verschwinden und öffnete die Tür auch für atonale, ja sogar außermusikalische Klänge.
Diese Bewegung war nicht nur eine musikalische, sondern auch ein sozialer und politischer Impuls der Selbstbehauptung des Individuellen.
Wie immer wurde diese neue Form von den Strategen definiert und „eingetütet“.
„Free Jazz Rückwärts“ bedeutet, diese definierte Form wieder aufzulösen und in noch weiterem Rahmen zu spannen, der im „Geiste des Free Jazz“ agiert, aber sich über die definierten Grenzen hinaus bewegt und Alles ( Geräusche, Stile usw) als möglich erachtet, was für dem jeweiligen Flow zuträglich ist.
Nicht nur die Enge der etablierten Stile zu überwinden ( wie es der Crossover tut ), sondern für Alles offen zu sein . . .Daraus hat BuDuClan eine einmalige Form des „Zitierens „ entwickelt ( z.B. Get back Beatles ) (-> Link). Es wird nicht nachgespielt, auch nicht im Sinne einer Parallelerfindung eigenständig interpretiert, sondern wenn es „vorbeifliegt“, wird es freundlich eingeladen, kurz paraphrasiert und dankbar wieder entlassen. BuDuClan ist keine Rock,- Jazz,- oder sonst was Band – das wäre ein vollkommenes Missverständnis !
Die Freude daran „ Freiheit zu teilen“ und in Echtzeit einem kreativen Prozess beizuwohnen, der ( wenn`s gut läuft ) inspiriert sein kann, ist das Wesentliche in BuDuClan`s Musik. In einer Band zu spielen, die nur Rock spielt würde ich mich zu Tode langweilen . . .
Ein nahrhafter Link zum Thema :
Joachim-Ernst Berendt „Vom Hören der Welt – Das Ohr ist der Weg“